Friedrich Zorer
geboren am 13. Juli 1855
gestorben am 27. Januar 1935
Der württembergischen Oberamtmann Friedrich Zorer kam am 13. Juli 1855 als Sohn eines Professors in Ellwangen zur Welt. Dort besuchte er von 1863 - 1873 das Gymnasium. Danach absolvierte er ein einjähriges Praktikum im Schultheißenamt Schrezheim bis er schließlich sein Studium der Regiminalwissenschaften 1874 in Tübingen aufnahm. 1877 und 1878 legte er die beiden höheren Dienstprüfungen im Departement des Innern ab.
Von 1877 - 1878 war er Probereferendar und Aktuariatsverweser des Oberamtes und der Regierung des Jagstkreises Ellwangen. Ab dem 17. August 1879 war er Amtmann am Oberamt Maulbronn und 1881 Amtmann in Blaubeuren. Nachdem er ebenfalls ab 1881 zunächst nur provisorisch Amtmann in Ellwangen war, führte er dies von 1883 - 1887 definitiv aus. Von 1887 - 1889 war Zorer Kanzlei- und Kollegialhilfsarbeiter bei der Zentralstelle für die Landwirtschaft. Von April bis Dezember 1889 war er vorerst Kollegialhilfsarbeiter für die Regierung des Neckarkreises Ludwigsburg, dann für die Regierung des Schwarzwaldkreises Reutlingen. 1891 wurde er erstmals Oberamtmann in Weinsberg und 1897 schließlich in Reutlingen. Seit 1899 führte er dieses Amt in der Dienststellung eines Kollegialrates (Regierungsrat) aus. 1916 erhielt er den Titel und Rang Oberregierungsrat. Mit dem Ende der Monarchie 1918 ging Friedrich Zorer in Ruhestand. Er starb 1935.
In Zorers Anfangsjahren als Oberamtmann in Reutlingen erhielt die Kreisregierung ein neues Gebäude. Nach einem langwierigen Entscheidungsprozess einigten sich Innenministerium, Bezirksbaumamt und Regierungspräsident schließlich auf den Bauplatz Ecke Bismarck- und Aulberstraße. Eines der größten Probleme dabei war, dass Oberamtmann Zorer sich gegen die Pläne des Regierungspräsidenten Karl von Bellino wehrte.
Dieser sah vor, dass auch das Oberamt im neuen Gebäude untergebracht werden sollte. Friedrich Zorer wehrte sich gegen dieses Vorhaben mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln erfolgreich, was die Planung aber in die Länge zog. Nur zwei Jahre nach er Kreisregierung erhielt auch das Oberamt seinen Neubau. 1904 legte Architekt Friedrich Kempter den Entwurf für das neue Oberamtsgebäude in der Bismarckstraße 27 vor. Bereits 1907 war es bezugsfertig.
Eine weitere Angelegenheit, die in Zorers Amtszeit fiel und mit der er sich befasste, war die Diskussion der Errichtung einer Drahtseilbahn von Honau hoch auf den Lichtenstein. Diese Debatte konnte jedoch aufgrund großen Gegenwindes seitens des Heimatschutzes und des Grafens höchstpersönlich kaum stattfinden und die Pläne wurden im Keim erstickt. Am 31. Mai 1911 berichtete erstmals das Schwäbische Tagblatt mit eindeutiger Botschaft von dem Vorhaben. Bevor es im besagten Artikel einen Brief des Heimatschutzes veröffentlicht, wird das Vorhaben als "Attentat auf den Lichtenstein" (Schwäbisches Tagblatt, 31.05.1911) bezeichnet. Im darauffolgenden Brief des Heimatschutzes ist das Weiteren von einem "Unrecht gegen die Natur" und einer "Dummheit" die Rede. Eine Drahtseilbahn sei "überflüssig", "störend" und "hässlich". Darüber hinaus vertreibt einen Seilbahn durch ihre Zerstörung des leiblichen Bildes der Natur die zahlreichen Besucher.
In einem Brief vom 15. Juni 1911 wendet sich Graf Wilhelm Karl von Urach persönlich an den Oberamtmann Friedrich Zorer in Reutlingen, dass dieser das Vorhaben verhindern soll. Aus diesem Brief geht auch hervor, dass er sich zuvor mit dem Bund des Heimatschutzes in Verbindung gesetzt hat. In dem Brief erwähnt der Graf außerdem, dass er Besuchern schließlich auch seit einigen Jahre erlaube - und zwar zum Nachteil seiner persönlichen Bequemlichkeit - das Schloss zu besuchen. In seiner Antwort versicherte Oberamtmann Zorer dem Grafen, dass falls ein solches Vorhaben tatsächlich beschlossen werden sollte, diesem mit allen gesetzlichen Mitteln entgegenzutreten. Aus dem Schreiben geht deutlich hervor, dass Oberamtmann Zorer einen Verlust der Besuchsmöglichkeiten des Schlosses nicht riskieren möchte.
(Helena Beierlein)