Runder Berg

Stadt Bad Urach

Der Runde Berg bei Bad Urach ist ein 711 Meter hoher Berg auf der Schwäbischen Alb, der etwa 250 Meter über das Tal hinaufragt und über einen schmalen Sattel mit der Albhochfläche verbunden ist. Auf dem 0,45 Hektar großen Plateau existierten mehrere vor- und frühgeschichtliche Höhensiedlungen, vor allem die Burg eines alemannischen regulus, eines Kleinkönigs, im 4. und 5. Jahrhundert.
Eine Expertengruppe für die Erforschung alemannischer Altertumskunde, die bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften durch Professor Vladimir Milojčić gegründet wurde, nimmt sich seit 1967 vor allem der Erforschung des Runden Berges und den Siedlungs- und Lebensgewohnheiten der Alemannen an. Aus finanziellen Gründen wurden die Ausgrabungen 1984 eingestellt, die Auswertung der Grabungen hat aber doch ein ungefähres Bild von der Besiedlung des Berges gebracht.
Die ältesten Funde vom Runden Berg werden in die Zeit um 1600 vor Christus datiert und gehören somit in die frühe bis mittlere Bronzezeit. Bald nach dem Ende des römischen Limes im 3. Jahrhundert ließen sich die ersten Alemannen nieder. Zu dieser Zeit hatte möglicherweise ein alemannischer Kleinkönig seinen Sitz auf dem Runden Berg. Das Plateau wurde damals mit einer 220 Meter langen Holz-Erde-Mauer befestigt. Auf so einem Sitz lebte nicht nur der König mit seinem Gefolge, sondern hier lebten und arbeiteten auch zahlreiche Handwerker wie beispielsweise Gold- und Bronzeschmiede sowie Beinschnitzer. Schon um das Jahr 500 wurde der Königssitz, offensichtlich im Kontext mit den Siegen Chlodwigs I. über die Alemannen 496 und 507 sowie dem ostgotischen Exil der alemannischen Oberschicht, zerstört.
Kurze Zeit später, im 7. und 8. Jahrhundert, wird der Runde Berg Sitz eines fränkischen Adligen: Eine dreischiffige Halle mit den Maßen 20 x 9 Meter in Pfostenbauweise wird als Palas gedeutet. Aufgrund Schmuckfundstücken, Spuren von Handwerksbetrieben sowie zahlreichen gefundenen Sporen, geht man von einer guten Infrastruktur mit Handwerksbetrieben und einer starken, bewaffneten Reiterei aus. Um 750 erfolgte die Zerstörung der Befestigung möglicherweise im Zusammenhang mit dem Blutgericht zu Cannstatt (Beseitigung des alemannischen Herzogtums durch den karolingischen Hausmeier Karlmann im Jahr 746).
Ein gutes Jahrhundert später wurde eine Burg auf dem Runden Berg errichtet. Geschützt wurde diese durch eine Steinmauer an der Handkarte und mindestens drei rechteckige Türme. Im Inneren standen einige komfortable Gebäude, die mit Kachelöfen und Glasfenstern ausgestattet waren. Endgültig verlassen wurde der Runde Berg in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ob es sich bei der benachbarten Burg Hohenurach um eine direkte Nachfolgeanlage handelt, ist nicht gesichert.