Sankt Amandus 

Stadt Bad Urach

Geschichte

Die Amanduskirche in Bad Urach ist eine der bedeutendsten spätgotischen Kirchen in Schwaben. Sie wurde als Stiftskirche konzipiert und gebaut, das Kollegiatstift wurde allerdings in der Reformationszeit aufgelöst.
Vermutlich um 1474/75 beauftragte Eberhard im Bart seinen Baumeister Peter von Koblenz, die spätgotische Stiftskirche zu bauen. Fertiggestellt wurde die Kirche im Jahr 1501, jedoch erlebten sowohl der Bauherr (+1496) als auch der Baumeister (+1501) dies nicht mehr. Die Vollendung des Kirchenbaus erfolgte im selben Jahr durch den Nachfolger Peters von Koblenz, Marx Welling. Unter Heinrich Dolmetsch wurde zwischen 1896 und 1901 der unvollendete Turm ausgebaut, die Fassade verbessert, Ausstattungsstücke restauriert sowie das Innere der Kirche im neugotischen „Dolmetsch-Stil“ gestaltet. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 27. Oktober 1901 im Beisein des württembergischen Königspaars.

Beschreibung

Von der ursprünglich sehr reichen Ausstattung blieben einige herausragende Stücke erhalten. Im südlichen Seitenschiff befindet sich eine bemerkenswerte Kuriosität: der ehemalige Betstuhl des Landesherrn Eberhard im Bart von 1472. Der aus Eichenholz geschnitzte spätgotische Stuhl ist knapp sechs Meter hoch. Das Relief der Kniebank zeigt die Verspottung Noahs, die kleinen Figuren stellen die Heiligen Petrus, Elisabeth und Barbara dar. Das hohe Gesprenge trägt das Wappen der Grafen von Württemberg.
Als 1707 die herzogliche Pulvermühle explodierte, zerbrach die Druckwelle die mittelalterliche Farbverglasung der Nordseite, zerstörte die Orgel und verursachte Schäden im Gewölbe. Drei Fenster, die heute neben dem Betstuhl angebracht sind, überstanden die Explosion: Dargestellt werden rechts Johannes der Täufer mit dem vor ihm knienden Stifter des Fensters, Hans von Bubenhofen, mittig eine Madonna mit Kind und links der Drachenkampf Georgs. In der Mitte über diesen Verglasungen ist eine weitere mittelalterliche Scheibe mit der Darstellung des thronenden Christus’ zu sehen. Diese stammt jedoch nicht ursprünglich aus der Amanduskirche, sondern wurde um 1300 für das Dominikanerinnenkloster Maria Gnadenzell in Offenhausen geschaffen, welches nach der Reformation aufgelöst wurde. Die Scheibe kam schließlich im Laufe des 19. Jahrhunderts in die Uracher Stiftskirche und ist der einzig bekannte Überrest der Farbverglasung dieses Klosters.