Kollegiatstift Urach
Stadt Bad UrachDie Gründung des Stifts Urach erfolgte im späten 15. Jahrhundert durch Eberhard im Bart in seiner Residenzstadt Urach, der die Gemeinschaft der Brüder vom gemeinsamen Leben dort einziehen ließ. Gemeinsam mit der Stiftskirche St. Amandus bilden die Gebäude ein klösterliches Ensemble. Seit 1980 ist das ehemalige Stift Urach das Einkehrhaus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Viele historische Phasen prägen das heute über 500 Jahre alte Stift. Mit der Berufung der Kanoniker vom gemeinsamen Leben an die Residenzstadt Urach 1477 verband der Landesherr, Eberhard im Bart, ein ehrgeiziges religions- und bildungspolitisches Programm. Die klösterliche Gemeinschaft der Chorherren aus Geistlichen, Adeligen und Bürgerlichen beschäftigte sich mit theologischen Studien und der Herstellung von Büchern sowie mit dem Unterricht an der benachbarten Lateinschule. Jedoch erlangte das Kollegiatstift – anders als bei klassischen Residenzstiften – keine Bedeutung für die Zentralverwaltung des Landes, auch die memorialen Aufgaben übertrafen die anderer geistlicher Institute nicht. Mit dem Tübinger Vertrag (1514) ging die Zeit der Brüder vom gemeinsamen Leben noch vor der Einführung der Reformation in Württemberg zu Ende. Nach der Reformation im Herzogtum Württemberg zog auf Anweisung des Herzogs Christoph von Württemberg der slowenische Reformator und Pfarrer Primož Trubar (eingedeutscht: Primus Tuber) ins Stift ein und begründete eine Druckanstalt für slowenische und kroatische Bibeln, Katechismen und Gesangsbücher. Von 1599 bis 1793 war das Stift Kontor und Lager der „Uracher Leinwandhandelskompanie“: Nachdem Herzog Friedrich I. von Württemberg den Bürgern ein Privileg zur Herstellung und weltweiten Vermarktung von Leinen verliehen hatte, wurde händeringend ein Gebäude zur geordneten Unterbringung der Ware gesucht. Anschließend wurde das Kollegiatstift von 1818 bis 1977, im Rahmen der neuhumanistischen Umgestaltung des württembergischen Bildungssystems, neben Schöntal an der Jagst, Maulbronn und Blaubeuren als evangelisch-theologisches Seminar eingerichtet. Schwerpunkte waren die Lehre der Altphilologie, Theologie, Literatur und Musik. 1977 musste im Zuge der Oberstufenreform das Seminar Urach geschlossen werden.