Katharinenkirche
Stadt ReutlingenGeschichte
Die neugotische Katharinenkirche in Reutlingen war der erste evangelische Kirchenneubau Reutlingens seit der Reformation. Jedoch hat sie Vorgängerbauten aus dem Mittelalter, so wird bereits 1338 eine Katharinenkapelle urkundlich erwähnt – das Aussehen dieser ist in zahlreichen bildlichen Darstellungen überliefert. Es ist jedoch ungewiss, ob diese an genau der gleichen Stelle stand, denn es gibt keine Stadtpläne oder Lagerbeschreibungen aus dieser Zeit. Im Mittelalter stand auf dem jetzigen Friedhof „Unter den Linden“ die alte Reutlinger Pfarrkirche St. Peter und Paul, die jedoch 1539 nach Erhebung der Marienkirche zur Hauptkirche im Zuge der Reformation vollständig abgerissen wurden. Die Katharinenkapelle, die nahe der Pfarrkirche stand, überlebte aber die Reutlinger Kirchenstürme, da sie für das Aussätzigen- und Armenhaus zuständig war und diese Aufgabe nach der Reformation durch die städtische Armenpflege fortgeführt wurde.Katharinenkirche, Foto: Rainer Hipp
Als das Gotteshaus Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch als zu klein und unansehnlich empfunden wurde, wurde ein Neubau beschlossen, der allein aus Spendenmittenl finanziert werden sollte. Dolmetsch erhielt im Jahr 1880 den Auftrag, einen Entwurf für einen Kirchenneubau zu erstellen. Sechs Jahre später stimmte der Stiftungsrat seinem Entwurf zu, der sich im Stil an die gotische Marienkirche anlehnte. 1887 musste die Kapelle dem Neubau weichen. Lediglich der aus dem Jahr 1731 stammende Grabstein des Majors Johannes Jakobus Dann, der sich nach dem großen Stadtbrand 1726 um den Wiederaufbau der Stadt verdient gemacht hatte, fand Eingang in die neue Katharinenkirche. Überlegungen, den Chor der alten Katharinenkapelle in den Neubau mit einzubeziehen, wurden nicht umgesetzt. Die Katharinenkirche wurde erst am 1. April 1908 als Gemeindekirche für die nördlich der Eisenbahn gelegenen Reutlinger Wohnbezirke genutzt.