Schwabenspiegel - Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1800 - 1950



Christoph Friedrich Gayler (1780 - 1845)

Nach dem Studium der Theologie durchlief der in Reutlingen geborene Chr. F. Gayler die in Württemberg übliche theologische Laufbahn, war von 1810 bis 1830 Hilfsprediger und Lehrer an der Reutlinger Lateinschule, ab 1830 Archidiakon und zweiter Stadtpfarrer. Bedeutend für seine Heimatstadt wurde er aber als ihr Geschichtsschreiber.

Gaylers zweibändiges Hauptwerk Historische Denkwürdigkeiten der ehemaligen freien Reichsstadt, itzt Königlich Württembergische Kreisstadt Reutlingen (1840/ 45) gilt bis heute als umfassendste Gesamtdarstellung der Reutlinger Stadtgeschichte von ihren Ursprüngen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.


Wilhelm Hauff (1802 - 1827)

Wilhelm Hauff aus Stuttgart studierte 1820 bis 1824 Theologie, war anschließend Hauslehrer und veröffentlichte seine ersten Werke. 1827 wurde er Redakteur des Wochenblattes für gebildete Stände. Seine erzählenden Prosawerke entsprachen dem Geschmack breiter bürgerlicher Leserkreise und machten ihn rasch populär. Die Märchensammlung Die Karawane und Das Wirtshaus im Spessart wurden fester Bestandteil der Jugendliteratur.

Mit seinem Roman Lichtenstein (1826) begründete Hauff den historischen Roman in Deutschland. Der Lichtenstein begeisterte eine große Leserschaft weit über Württemberg hinaus und erschien in zahlreichen Auflagen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Theophil Rupp (1802 - 1876)

Der Reutlinger Th. Rupp machte nach der Lateinschule eine Kaufmannslehre, anschließend war er drei Jahre als Kaufmann am Genfer See, vier Jahre in Livorno. Seine Teilnahme an der republikanischen Bewegung in Italien brachte ihm 1847 eine Haft auf Elba ein. 1848 kehrte er nach Reutlingen zurück und engagierte sich für die nationale Einigung unter preußischer Führung.

In dem Bändchen Aus der Vorzeit Reutlingens und seiner Umgegend (1864) befasste er sich vor allem mit Sagen- und vor- und frühgeschichtlichen Funden. Außerdem schrieb er weitere ortsgeschichtliche Beiträge.


Carl Bames (1806 - 1875)

Bames, in Balingen geboren, war nach seiner Lehrerausbildung seit 1829 an der Lateinschule in Pfullingen, dann ab 1846 am Gymnasium in Reutlingen tätig. Unter dem Namen Bamesius trat er häufig als Gelegenheitsdichter hervor. Seine teils mundartlich gefärbten Dichtungen im Bänkelsängerton schildern aktuelle und historische lokale und regionale Ereignisse.

In Bames' Chronica von Reutlingen und Pfullingen in Freud und Leid im Festtags- und im Werktagskleid sind die Gedichte zusammen mit chronikalischen Einträgen in Prosa veröffentlicht. Einzelne Reime - beispielsweise aus dem Gedicht über die große Beckenstadt Reutlingen und ihre Mutschel - werden heute noch zitiert (Neue Ausgabe 1985).


Wilhelm Zimmermann (1807 - 1878)

W. Zimmermann, in Stuttgart geboren, kam mit 14 Jahren ins Blaubeurer Seminar. Dort gehörte er zusammen mit Gustav Pfizer, Friedrich Theodor Fischer, David Friedrich Strauß, Wilhelm Waiblinger und Eduard Mörike zur sogenannten Geniepromotion. 1840 wurde er Pfarrer in Dettingen an der Erms, 1847 Professor für deutsche Literatur in Stuttgart, 1848 Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, wo er zur "radikal-demokratischen Fraktion" zählte. Wegen seines "politischen Gebahrens" 1851 Verlust der Professur und 1852 Verbot öffentlicher Vorträge. Nach 1854 Pfarrer in Leonbronn, Schnaitheim und Owen.

Als Schriftsteller wurde Zimmermann vor allem durch seine historischen Abhandlungen bekannt wie Die Geschichte Württembergs nach seinen Sagen und Thaten (1834/ 35), Geschichte der Hohenstaufen (1840/ 41), Der teutsche Kaisersaal und vor allem durch seine Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges (1843). Sie erfuhr zahlreiche Auflagen bis in unsere Zeit.

Hermann Kurz (1813 - 1873)

Geboren am 30. November 1813 in Reutlingen. 1827 Seminar in Maulbronn, 1831 bis 1835 Studium der Theologie in Tübingen. 1836 Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit, 1844 bis 1845 Zeitungsredakteur, 1850/ 51 mehrwöchige Haft auf dem Hohenasperg wegen Zensurvergehens. 1863 Annahme einer Bibliothekarsstelle.

Hermann Kurz schrieb mehrere Romane, zum Beispiel Heinrich Roller oder Schillers Heimatjahre (1843), Der Sonnenwirth (1854) und zahlreiche Erzählungen, die immer wieder aufgelegt wurden.


Eduard Lucas (1816 - 1882)

Geboren in Erfurt als Sohn eines Arztes. 1831 Beginn einer Gärtnerlehre in Anhalt-Dessau. 1838 bis 1840 Gärtner im Münchner Botanischen Garten, dabei Erwerb von Kenntnissen bei der Entwicklung neuer Kultivierungsmethoden und Gründung des ersten Gärtnergehilfenvereins in Deutschland. 1840 Leitung des Botanischen Gartens in Regensburg und Erfahrungen in der Pomologie. 1843 Institutsgärtner und Leiter der künftigen Gartenbauschule in Hohenheim. Entwicklung neuer Kultivierungs- und Veredelungsmethoden sowie Lehrtätigkeit, Mitbegründung des Deutschen Pomologenvereins. 1860 Wechsel nach Reutlingen und Gründung des "Pomologischen Instituts" und dessen Leiter bis zu seinem Tod 1882.

Neben der Veröffentlichung von rund 50 eigenständigen Werken zum Obst- und Gartenbau und zahlreicher Beiträge in Fachzeitschriften verfasste Eduard Lucas auch Gedichte, die 1850 veröffentlicht wurde, sowie eine Autobiographie.


Louise Zeller, Pseudonym: Louise Pichler (1823 - 1889)

Louise Zeller, Pfarrerstochter aus Wangen bei Göppingen, begann 1847 historische Romane zu schreiben. Beispielsweise Der Kampf um Hohentwiel (1847), Friedrich von Hohenstaufen (1853) oder Aus böser Zeit. Vaterländischer Roman aus dem 30jährigen Krieg (1859). Diese Romane voll edler Menschen und hoher Ideale waren beim lesenden Publikum sehr beliebt und erfuhren oft mehrere Auflagen.

Louise Pichler hat zwar nie im Gebiet des heutigen Reutlingens gelebt, aber sie hat in ihrem letzten Roman ein Reutlinger Thema fantasievoll verarbeitet: Die letzten Grafen von Achalm. Geschichtliche Erzählung. Er erschien erst im Jahr 1900 im Druck, also lange nach ihrem Tod.


Christoph David Friedrich Weinland (1829 - 1915)

Christoph David Friedrich Weinland aus Grabenstetten studierte Theologie in Tübingen und schloss ein naturwissenschaftliches Studium an. Nach seiner Promotion 1852 war er Assistent am Zoologischen Museum in Berlin, 1855 Leiter eines Labors an der Harvard-Univerisität (USA) und 1857 zum Korallenstudium auf Haiti, wo er "echten Wilden" begegnete. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Direktor des neu eröffneten Zoologischen Gartens in Frankfurt. 1863 ging er in seine Heimat auf der Schwäbischen Alb zurück und bewohnte das Gut bei der Burg Hohen-Wittlingen.

Weinland schrieb zwei Bücher für die Jugend. Den Rulaman (1876) und Kuning Hartfest (1878). Im Rulaman soll er unter anderem seine Erfahrungen aus Haiti verarbeitet haben. Diese Geschichte aus der Zeit des Höhlenmenschen ist ja angeblich eines der drei Bücher, die jeder gute Schwabe besitzt: Bibel, Sparbuch und Rulaman. Kunning Hartfest, eine Geschichte aus der Germanenzeit, erfuhr auch mehrere Auflagen, erreichte aber nie die weite Verbreitung und Popularität des Rulaman.


Henriette Strauß, Pseudonym: Franz Siking (*1845)

In Bühl (Baden) wurde sie am 1. Januar 1845 als Henriette Netter geboren, wurde Schauspielerin und Schriftstellerin und schrieb etliche historische Romane, die mehr als eine Auflage erfuhren. Sie schrieb weder unten ihrem Mädchennamen, noch unter ihrem Ehenamen, sondern stets unter dem Pseudonym Franz Siking.

Die Rose von Urach, eine anrührende Geschichte aus der Zeit des württembergischen Herzogs Karl Eugen voller Intrigen und Liebestragödien erschien 1883 in zwei Bänden.


Martin Lang (1883 - 1955)

Der Schriftsteller, als Sohn eines Pfarrers am 27. November 1883 in Leuzendorf in Hohenlohe geboren, verbrachte etliche Jahre seiner Kindheit in Zainingen. Sein Germanistik- und Philologiestudium in Tübingen und Besançon schloss er nicht ab, sondern widmete sich stattdessen seiner vielfältigen literarischen Tätigkeit. Nach Mitarbeit bei Schwabenspiegel und Lese, nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft war er seit 1922 Lektor beim Salzerverlag sowie bei der Stuttgarter DVA und später dort Cheflektor. 1936 verlor Lang seine Lektoratsstelle und konnten nur noch wenig veröffentlichen.

Eigene Bücher veröffentliche Lang schon vor dem Ersten Weltkrieg. Sein erstes und bekanntestes Buch Schbatzaweisheit. Gedichte in der Mundart der Rauhen Alb erschien 1912. Einige weitere Titel sind Der Lindenbaum, Alt-Tübingen (1913) und vieles mehr.


Matthias Erzberger (1875 - 1921)

Matthias Erzberger, geboren 1875 in Buttenhausen, ist vor allem bekannt als Mitbegründer der Zentrumspartei (1869), als Reichstagsabgeordneter, als Reichsfinanzminister und als Unterzeichner des Waffenstillstands am 11. November 1918. Von unermüdlicher Schaffenskraft und immer bestens informiert war er ein mitreißender Redner, aber auch der meist gehasste Politiker seiner Zeit. Am 26. August 1921 wurde er im Schwarzwald ermordet. Weiniger im Gedächtnis geblieben ist seine Tätigkeit als Redakteur und Publizist. Er veröffentlichte rund 450 Zeitungsartikel - oft auch unter anderem Namen - und verfasste zahlreiche politische Bücher.

Matthias Erzberger: Der Völkerbund - Der Weg zum Weltfrieden, Berlin 1918; Erlebnisse im Weltkrieg, Stuttgart 1920.


Ludwig Finckh (1876 - 1964)

Nach dem Studium der Rechte und der Medizin zog der Reutlinger Ludwig Finckh 1905 nach Gaienhofen am Bodensee in die Nähe Hermann Hesses und lebte dort, von vielen Lesereisen zu Auslandsdeutschen in Südost- und Osteuropa unterbrochen in Gaienhofen bis zu seinem Tod. Zwischen 1913 und 1397 setzt er sich erfolgreich für die Rettung des Hohenstoffeln ein und wurde damit zu einem "leidenschaftlichen ökologischen Pionier" (Eugen Wendler). Während des 1. Weltkriegs schlug sich Finckh auf die völkisch-chauvinistische Seite und symphathisierte später mit den Nationalsozialisten.

Die Geschichte Der Rosendoktor (1905) machte Ludwig Finckh über Nacht berühmt. Er war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, dessen Bücher sich bei einer breiten Leserschicht großer Beliebtheit erfreuten und in zahlreichen Auflagen erschien. Die Jakobsleiter, Stuttgart/ Berlin 1920; dazu erschienen ebenfalls im Druck 12 Zeichnungen des Eninger Künstlers Paul Jauch.


Sophie Abel-Rau (1880 - 1977)

In ihrem Geburtsort Forchtenberg besuchte Sophie Rau die Volksschule und bildete sich anschließend in Literatur und Fremdsprachen privat weiter. 1935 zog die Autorin mit ihrem Ehemann Heinrich Abel nach Reutlingen, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

In ihrer Dichtung verarbeitete S. Abel-Rau in schlichten, teils nachdenklichen, teils heiteren Versen Begegnungen mit der Natur und aktuelle Ereignisse, aber auch religiöse Themen. Dort wird ihre Verwurzelung in der Athroposophie besonders deutlich.
Reutlingen inmitten des Albgebiets dichterisch erlebt, Reutlingen 1960.
Spätlese. Gedichte und Prosa aus vier Jahrzehnten, Reutlingen 1968.


Hans Reyhing (1882 - 1961)

Hans Reyhing stammte aus Bernloch. Nach dem Lehrerseminar in Nagold lebte er ab 1919 in Ulm, wo er den "Verein zur Förderung der Volksbildung" mitbegründete und seit 1914 in dessen Auftrag die Zeitschrift Unsere Heimat. Württembergische Monatsblätter für Heimat- und Volkskunde herausgab. Außerdem arbeitete er an der Zeitschrift Der schwäbische Bund mit. Beide vertraten ein starkes Regional- und Landschaftsbewusstsein. Anfänglichen Vorbehalten der Nationalsozialisten begegnete der ehemalige Demokrat durch Opportunismus und Anpassung. Seine Erzählungen und Heimatromane wie zum Beispiel Der tausendjährige Acker entsprachen nicht nur dem Zeitgeschmack, sondern auch der nationalsozialistischen Blut- und Bodenideologie.

Unsere Heimat, Band 5, 1925.
Hans Reyhing: Fluch und Sehen des Ackers. Roman eines Dorfes
Dritter Band der Romantriologie Der tausendjährige Acker. Ulm 1959.
Albheimat, erstmals erschienen 1929, wurde zu einem Klassiker, der 1985 nochmals neu aufgelegt wurde.


Otto Fischer (1886 - 1948)

Otto Fischer, in Reutlingen geboren, war von 1921 - 1927 Direktor der Staatlichen Kunstsammlung Württembergs, der späteren Staatsgalerie. Seine Ausstellung "Die neue deutsche Kunst" 1924 rief heftige Proteste hervor und schließlich entstand in Stuttgart das böse Wort von der "entarteten Kunst", das später die Nazis übernahmen. Ab 1927 wirkte Fischer als Leiter des Kunstmuseums Basel.

Fischers Buch über die Schwäbische Malerei des 19. Jahrhunderts gilt heute noch als Standardwerk.


Elisabeth Gerdts-Rupp (1888 - 1972)

Aus einer alten Reutlinger Familie stammend wurde sie in Ravensburg geboren als Tochter eines Juristen. Sie entsprach allerdings nicht der damals in bürgerlichen Kreisen üblichen Frauenrolle und studierte 1910 als einzige Frau in Straßburg, dann in Leipzig und Berlin Jura, promovierte und war in der Sozialarbeit tätig. Sie ging als Hauslehrerin nach Argentinien, promovierte im Fach Ethnologie, arbeitete am Hamburger Museum für Völkerkunde, unternahm Studienreisen in alle Welt. 1939 zog sie nach Reutlingen und arbeitete am Völkerkundlichen Institut in Tübingen.

In Poesie und Prosa verarbeitete Elisabeth Rupp ihre vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen, die sie daheim bei den Großeltern in Reutlingen und bei ihren Reisen und Auslandsaufenthalten gesammelt hatte.

Elisabeth Gerdts-Rupp, Hotoma. Gedichte und Übertragungen. Tübingen 1948.


Fritz Wandel (1898 - 1956)

Im Mai 1898 in Ebersbach an der Fils geboren, kam Fritz Wandel als Kind nach Reutlingen, wo er später Hilfsarbeiter bei einer Transportfirma wurde. Als Mitglied der Kommunistische Partei saß er 1931 bis 1933 im Reutlinger Stadtrat. 1933 wurde er verhaftet, war fünf Jahre im Gefängnis in Rottenburg, wurde 1938 ins Konzentrationslager Welzheim geschafft und schließlich nach Dachau. Nach seiner Entlassung 1943 war er Soldat in Russland. Nach der Gefangenschaft Stellvertreter des kommissarischen Oberbürgermeisters Kalbfell und Leiter des Wohnungsamts in Reutlingen.

1945 erschienen Wandels in der Rottenburger Haft entstandenen Gedichte Noch 'em Obadessa und 1946 sein Berich Ein Weg durch die Hölle ... Dachau - wie es wirklich war.


Franz Georg Brustgi (1903 - 1991)

Gebürtig aus Ötlingen bei Kirchheim unter Teck besuchte Franz Georg Brustgi das Lehrerseminar in Nürtingen und studierte anschließend in Tübingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1950 bis 1968 Volksschulrektor in Eningen. Von 1978 bis zu seinem Tod lebte er in Waldburg bei Ravensburg.

In seiner literarischen Arbeit bevorzugte Brustgi die Gattungen Roman, Erzählung und Biografie. Teilweise bediente er sich auch der schwäbischen Mundart.

Eustachius Holderkling. 4. Auflage, Stuttgart 1939.
Das Wunderschiff. Stuttgart 1941.
Schwäbische Alb-Fibel. Konstanz 1968.


Gerd Gaiser (1908 - 1976)

In Oberriexingen geboren studierte Gerd Gaiser nach dem Besuch der Seminare Schöntal und Urach an den Kunsthochschulen Stuttgart und Königsberg sowie an den Universitäten Dresden und Tübingen. Nach Kriegsteilnahme als Fliegeroffizier und Gefangenschaft unterrichtete er ab 1949 als Studienrat in Reutlingen, dann als Professor an der Pädagogischen Hochschule.

Nach dem Krieg wurde Gerd Gaiser als Schriftsteller bekannt mit dem Heimkehrerroman Eine Stimme hebt an, mit dem Fliegerroman Sterbende Jagd und in unserem Raum vor allem mit dem Zeitroman Schlussball, dessen Hauptschauplatz Reutlingen ist.


Karl Langenbacher (1908 - 1965)

Geboren in Ladenburg, kam Karl Langenbacher als Kind mit den Eltern nach Reutlingen. Neben dem Maschinenbaustudium an der TH München hörte er Vorlesungen über Theaterwissenschaft und Typografie. Zurück in Reutlingen schloss sich Langenbacher einer Gruppe junger Avantgardisten an, der auch HAP Grieshaber angehörte. In Straßbaurg traf er erneut mit Grieshaber zusammen und arbeitete an der "presse clandestine" mit. 1945 wieder in Reutlingen trat er als Gebrauchsgrafiker in die Werkstatt Erwin Sautters ein und machte sich 1949 als Werbegrafiker selbstständig.

Langenbacher fand erst spät zum Schreiben. Er verfasste den Bericht Die Reutlinger Drucke 1948, an denen auch Grieshaber mitwirkte, und die skurrile Schrift Die Pissoire der Vaterstadt, die 1959 als Privatdruck erschienen. Daneben gibt es etliche Langenbacher'sche Gesamtkunstwerke wie die Festschrift 100 Jahre Maschinenfabrik zum Bruderhaus, erschienen 1951, wo Gesamtentwurf, Text und Typografie von ihm stammen. Außerdem schrieb er zahlreiche Hörspiele und Hörfolgen, von denen das Archiv des Südwestrundfunks heute noch rund 150 Manuskripte verwahrt.