Johann Jakob Gunzenhauser

geboren am 20. April 1751 in Hedelfingen bei Stuttgart
gestorben am 18. Juli 18191 in Blaubeuren

 
Johann Jakob Gunzenhauser, der evangelischen Konfession zugehörig, wurde am 20.04.1751 in Hedelfingen bei Stuttgart geboren. Wie so häufig, wurde der Junge nach seinem Vater benannt. Dieser war der Ochsenwirt in Hedelfingen und auch als Gerichtsverwandter tätig. Gunzenhauser selbst verdiente sein Geld zunächst als Gehilfe in verschiedenen Schreibereien.  1774 erhielt er eine Stelle an der Universität in Tübingen. Zu seinen Aufgaben als Universitätsregistrator zählte das erstmalige Anlegen eines Schlagwortindex‘. Dieser Index sollte  die Akten des Universitätssekretariats und aller Fakultäten umfassen, ein Projekt, das erst 1784 vollendet wurde.  Gunzenhauser hingegen gab seine Stelle schon 1777 auf, um drei Jahre lang an der Eberhard Karls Universität Rechtswissenschaften zu studieren.2

Eintrag vom 29. Oktober 1774 über die Immatrikulation von Johann Jakob Gunzenhauser an der Universität Tübingen (UAT 5/29a)
Eintrag vom 29. Oktober 1774 über die Immatrikulation von Johann Jakob Gunzenhauser an der Universität Tübingen (UAT 5/29a)

Kurz vor seinem 29. Geburtstag, im April 1780, bestand er am herzoglichen Hof in Stuttgart die Prüfung zum Kanzleibeamten mit Bravour. Ihm wird bescheinigt, dass er „das Examen recht wohl erstanden, […], insbesondere aber gezeigt hat, dass er das jetzige, was ein Advokat zu wissen nötig hat, gründlich erlernt habe.“3 Anschließend arbeitete er als Kanzlei- und Hofadvokat. Ab 1794 war er als Oberamtmann, ein Vorgängeramt des heutigen Landrats, in Balingen tätig. Zuvor hatte Gunzenhauser den Eid auf die Konkordienformel ablegen müssen, um seine Zustimmung zum gemeinschaftlichen evangelischen Bekenntnis zu bezeugen. Dies war bis zur Auflösung von Württemberg für alle Beamten Pflicht. 1807 wechselte Gunzenhauser in die Oberamtei Reutlingen.4
Da es in seiner Reutlinger Zeit wiederholt zu Konflikten mit Bürgern und Untergebenen kam, wurde er zum August 1810 nach Blaubeuren versetzt. Dort erhielt er das Amt des Hospitaloberpflegers, sein Vorgänger Veiel wechselte stattdessen als Oberamtmann nach Reutlingen.5 Mit dem Posten als Hospitaloberpfleger war auch das Amt des Bürgermeisters verbunden. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Blaubeuren stets zwei, manchmal auch drei Bürgermeister. Nur einer von ihnen, der Amtsbürgermeister, war besoldet. Dieses Amt wechselte alle ein bis zwei Jahre. Der zweite oder dritte Bürgermeister war häufig zugleich Spitaloberpfleger, wie im Fall von Gunzenhauser. Von ihm ist bekannt, dass er als Oberbürgermeister bezeichnet wurde und somit im Rang vor dem Amtsbürgermeister stand. Später wechselte Gunzenhauser den Posten und wurde Spitalverwalter.6 Am 15. Juli traf ihn ein Schlaganfall, an dessen Folgen er im Alter von 68 Jahren am 15. Juli 1819 starb.7

1 Ein Nachtrag zur amtlichen Mitteilung seines Todes besagt, dass Gunzenhauser schon am 15. Juli verstorben sei (HStAS, E 143 Bü 918). Allerdings ist dieses der Akte beigelegte Schreiben kritisch zu sehen, da in der Hauptmitteilung berichtet wird, dass Gunzenhauser am 15. Juli von einem Schlaganfall getroffen wurde und als Sterbetag der 18. Juli samt Uhrzeit genannt wird.
2 Vgl. Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg (Hrsg.), Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810-1812, Stuttgart 1996, S. 292f.; HStAS, A 234 Bü 6.
3 Vgl. HStAS, A 234 Bü 6.
4 Vgl. Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg (Hrsg.), Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810-1812, Stuttgart 1996, S. 292f.
5 Vgl. HStAS, E 146 Bü 2770, StAL D 41 Bü 2116, StAL D 80 Bü 26.
6 Vgl. Hansmartin Decker-Hauff, Immo Eberl (Hg.): Blaubeuren. Die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland, Sigmaringen 1986, S. 417 und 526.
7 Vgl. HStAS, E 143 Bü 918.


(Miriam Kroiher)