Macht und Pracht im Landkreis Reutlingen

Schloss Lichtenstein

Macht ist oft auch ein Frage von Inszenierung, wie sie unter anderem im Schloss von Versailles oder den Schlössern Ludwigs II. von Bayern zu beobachten ist. Bei den Vorgängerbauten des heutigen Schlosses Lichtenstein stand die Wehrhaftigkeit im Vordergrund. Sie dientem dem Machterhalt und wurden auch gerade deshalb zweimal durch die freie Reichsstadt Reutlingen zerstört.
Graf Wilhelm von Württemberg ging es dagegen beim Kauf des auf den Grundmauern der Burg errichteten Forsthauses 1837 wohl mehr um die Erschaffung von Hauff‘ Lichtenstein als um Machtdemonstration. So versetzt der Glanz des nach romantischen Ideal erbauten Schlosses den Betrachter bis heute in Staunen.

Münster in Zwiefalten

Gerade in der Zeit des Barocks zeigte die katholische Kirche in bewusster Abgrenzung zum Protestantismus, wozu sie wirtschaftlich und künstlerisch in der Lage ist. Die prachtvollen Bauten sollten die Gläubigen beeindrucken und Macht und Herrlichkeit der Kirche demonstrieren.
Das Münster Zwiefalten ist der bedeutendste Vertreter dieser Kirchenbauten im Landkreis. 1738 wurde der Vorgängerbau wegen Baufälligkeit abgerissen. Gut 40 Jahre lang dauerte die Fertigstellung des neuen Münsters. Das Hauptaugenmerk gilt der Ausstattung, die mit imposanten Deckengemälden, Skulpturen und reichlich Gold als Spiegelbild für den Reichtum der Kirche dient.

Innenausstattung des Münsters in Zwiefalten mit reichlich Gold, Skulpturen und imposanten Deckengemälde

Haupt- und Landgestüt Marbach

Der in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Marbach eingerichtete Gestütshof wurde im Jahr 1817 zum Landgestüt des Königreichs Württemberg erhoben. Macht und Pracht wird hier bis heute nicht durch die größtenteils aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gestütsgebäude verdeutlicht, sondern viel mehr durch die, die sie beherbergen: die Pferde.
Allen voran würde man die berühmten Vollblutaraber mit dem Wort “Pracht“ verbinden. Ob zu Repräsentationszwecken, als Arbeitstiere in der Landwirtschaft oder zum Einsatz im Militär, Pferde erhöhten das Ansehen ihrer Besitzer immens und waren ein bedeutender Machtfaktor.
 
Der in Ostpreußen geborene Trakehner gelangte 1945 mit dem Flüchtlingstreck nach Nordrhein-Westfalen und wurde im Landgestüt Warendorf als Beschäler eingesetzt. Seine wichtigste Rolle nahm er jedoch ab 1961 im Haupt- und Landgestüt  Marbach ein, wo er maßgeblich an der Neuentwicklung des Württembergischen Warmbluts beteiligt war. Aufgrund seiner großen Bedeutung in der Württembergischen Pferdezucht wurde ihm nach seinem Tod ein Denkmal gesetzt.

Burgen im Lautertal

In dem sich auf einer Länge von ca. 35 km erstreckenden Lautertal finden sich zahlreiche Burgen, von denen sich zehn im Landkreis Reutlingen befinden. Die hohe Burgendichte erklärt sich durch die starke territoriale Zersplitterung der Region.
In jüngerer Zeit romantisch verklärt, waren Burgen doch ursprünglich geschlossene, bewohnbare Wehrbauten und gewichtiges Machtinstrument. Es galt Präsenz zu zeigen und seinen Machtbereich zu schützen. Die enge Verbindung mit der Organisationsform der Grundherrschaft zeigt, dass Burgen auch institutionelle Bedeutung innehatten. Dementsprechend führte der Besitz einer Burg zu hohem Ansehen und beträchtlichem Machtzuwachs.

Burgen im Lautertal

Residenzschloss Urach

Der Heil- und Luftkurort Bad Urach war ein Hauptsitz der Grafen und Herzöge von Württemberg. Schon als im 11. Jahrhundert unter den Grafen von Urach mit dem Bau der Festung Hohenurach begonnen wurde, sollte eine Wasserburg im Tal als Stadtsitz dienen.
Das Schloss, welches im 15. Jahrhundert erbaut wurde, gewann nach der Landesteilung 1442 und der Erhebung Urachs zur Residenzstadt zunehmend an Bedeutung. Die zwei prachtvollsten Säle sind der für Empfänge genutzte Palmensaal und der Goldene Saal. Sowohl Wasserburg als auch Residenzschloss hatten eine bedeutende Repräsentationsfunktion in der Stadt.


Ausschnitt des Palmensaals im Residenzschloss Bad Urach

Verwaltungsgebäude

Rathäuser, Oberamts- und Regierungsgebäude wandelten sich vor allem durch die zunehmende politische Bedeutung der Bürger zu multifunktionalen Repräsentationsbauten. Die Machthaber und Amtsträger wollten ihre Legitimation auch durch Architektur und Ausstattung demonstrieren. Viele Rathäuser verfügen zur Betonung ihrer politischen Wichtigkeit und zur Erhöhung der Repräsentationsfläche auch über einen Turm oder Dachreiter. Insbesondere die Sitzungssäle wurden im Laufe der Neuzeit immer prachtvoller und verbanden in den Verwaltungsgebäuden mit ihrer Symbolik Herrschaft, Repräsentation und das Ideal eines Staats- bzw. Gemeinwesens.

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