Evangelische Johanneskirche

Gemeinde Wannweil

Geschichte

Die Evangelische Johanneskirche – erbaut im 11. oder 12. Jahrhundert – ist vermutlich eine der ältesten Kirchen in Württemberg und steht seit 1974 unter Denkmalschutz. Sie war ursprünglich eine Taufkirche und Johannes dem Täufer geweiht. Interessante Reste, wie die Pfeiler einer römischen Fußbodenheizung sowie zahlreiche Stücke von Glasgefäßen, Falzziegeln und Tonscherben zeugen davon, dass der Kirchenbau auf den Trümmern eines römischen Gutshofes erbaut wurde. Von der romanischen Kirche steht heute außer dem Turm noch die Westfassade mit drei lombardisch anmutenden Rundbögen, sogenannte Blendnischen, und zwei schlanken Wandpfeilern. Diese sind am Ende mit nach oben geöffneten Drachenköpfen versehen, ähnliche finden sich an der inneren Querschiffswand von San Michele in Pavia. Weitere Elemente aus Oberitalien lassen sich im Fundament des Turmes erkennen: Die hochkantig gestellten Steinlagen, die sogenannte Fischgrätenmauertechnik, weisen auf eine für die Lombardei typische Mauertechnik hin.

Die Turmkapelle ist der kunsthistorisch bedeutsamste Teil der Kirche, vor allem der sogenannte Drachenstein gehört zu den rätselhaftesten Ausstattungsstücken der Kirche. In der Südmauer der Kirche befindet sich die Kopie dieses vorromanischen Steines (Material: Roter Sandstein; Maße: 154 x 44 x 29,5 cm), der in seinen Verzierungen die heidnischen Symbole (Drachen) mit den christlichen (Kreuz) verbindet und ursprünglich die Funktion eines Türsturzes hatte. Auf der Vorderseite befindet sich in der Mitte ein rechteckiges Feld, das eine nicht mehr lesbare Inschrift enthält. Links ist ein Kreis, der durch vier Linien in acht gleichmäßige Teile geteilt wird. Sowohl die Tatsache, dass sich in ihrem Schnittpunkt ein Stab als Zeiger befand als auch Querstriche an den senkrechten und waagrechten Linien deuten daraufhin hin, dass der Kreis als Sonnenuhr diente. Auf diese Weise wurden bei kanonialen Sonnenuhren die Zeiten des Stundengebets gekennzeichnet. Umrahmt wird das Rechteck von vier schlangenartigen Wesen, deren Leiber ineinander verflochten sind. Das Original befindet sich im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart.