Pfullinger Hallen

Stadt Pfullingen

Die Pfullinger Hallen sind ein hervorragendes Beispiel eines „Kulturhauses“ am Anfang des 20. Jahrhunderts und ein frühes Beispiel eines Mehrzweck-Festsaal-Baues im Übergang von Jugendstil zu neuer Sachlichkeit.
Für Louis Laiblin (1861–1927), der zum kulturellen Leben seiner Zeit ein enges Verhältnis hatte, bedeutete Vermögen und hohes Einkommen eine Verpflichtung gegenüber seiner Heimat und ihren Bürgern. Aus diesem Grund wollte er mithilfe seines Geldes dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen Zugang zu dem Kulturbereich hatten. Nach diesen Vorstellungen ließ Laiblin schließlich 1905 durch Theodor Fischer für alle Bevölkerungsschichten der Stadt, zur Pflege des Schönen und Edlen, die Pfullinger Hallen bauen. Der Zweck dieser Stiftung, die 1907 erfolgte, ist schon mehrfach angeklungen:

„Das von mir [gemeint ist Louis Laiblin] erbaute und nun mehr in Bälde ganz fertiggestellte Gesellschaftshaus „die Pfullinger Hallen“, ist zur Pflege des Schönen und Edlen gedacht, ich stifte dasselbe […] hiemit meiner Vaterstadt Pfullingen in dem Vertrauen, daß dieselbe diese Stiftung dem gedachten Zwecke gemäß zum Wohle der Stadt verwendet. Alle Kreise mit idealen Bestrebungen sollen jederzeit herzlich darin willkommen sein.“

In einem einzigen Gebäude sollten eine Turnhalle für Sportler und ein Konzert- und Theatersaal für Kunstliebhaber mit dazugehörigen Nebenräumen vereint werden, die bei großen Veranstaltungen zu einer großen Halle umfunktioniert werden konnten.
Im Inneren sind es vor allem die großflächigen Jugendstilmalereien, die die überregionale Bedeutung der Hallen ausmachen. Diese Arbeiten entstanden unter Leitung von Adolf Hölzel, der seit 1906 leitender Professor an der Kunstakademie Stuttgart war. So übernahmen unter anderem seine Schüler Hans Brühlmann, Melchior von Hugo, Louis Moilliet, Ulrich Nitschke sowie Eduard Pfennig die Bemalung der Hallen, in dem sie die Musen der Musik und des Tanzes auf eine „mystische Art“ heraufbeschworen und so dem Zweck der Hallen gerecht wurden.
Mit dieser Stiftung wurde der wohlhabende Industrieerbe zu einem Förderer und Unterstützer von Malern und Dichtern, was ihm den Beinamen „Letzter Mäzen des alten Reiches“ und viele Ehrungen einbrachte.