Wie stand meine Familie zu den Nationalsozialisten? Digitale Archivsprechstunde des Kreisarchivs berät Familienforschende

Der Nationalsozialismus hat in vielen Familien seine Spuren hinterlassen. Doch wie stand die eigene Familie zu den Nationalsozialisten? Gab es unter meinen Vorfahren NS-Opfer, Mitläufer oder Täter? Bei seiner Archivsprechstunde am Dienstag, 30. November, um 19:30 Uhr informiert Kreisarchivar Dr. Marco Birn die Teilnehmenden in einer kurzen Einführung zum Thema Entnazifizierung in Baden-Württemberg. Danach öffnet er wieder die offene Fragerunde in der er themenunabhängig alle Fragen der Teilnehmenden beantwortet.

Rund 8,5 Millionen Deutsche waren Mitglied der NSDAP gewesen. Die Alliierten wollten nach dem Ende des NS-Regimes mit der Entnazifizierung die nationalsozialistischen Einflüsse auf Gesellschaft, Politik, Justiz, Verwaltung, Kultur und Medien beenden. Viele Deutsche hatten sich etwa Spruchkammerverfahren zu stellen in denen ihr Verhalten während des NS-Regimes untersucht wurde. Belasteten Personen konnten Bußgelder, Gefängnis oder Berufsverbot auferlegt werden. In den Familien wurde über die eigene Beteiligung während des Nationalsozialismus oftmals geschwiegen, weshalb über die Archive nach wie vor überraschende Erkenntnisse zur Familiengeschichte möglich sind. Kreisarchivar Dr. Marco Birn stellt deshalb vor wie Familienforschende mit Hilfe von Verfahrensakten der damaligen Spruchkammern mehr über die Vergangenheit ihrer Angehörigen herausfinden können. Diese Akten können teilweise online recherchiert werden. Am Beispiel der Spruchkammerakte des Münsinger Landrats Georg Eisenlohr erklärt der Kreisarchivar wie diese Akten aussehen und ihr Inhalt zu bewerten ist. Außerdem gibt er Hinweise wo es Akten über die Angehörigen geben könnte.

Die offene Fragerunde im Anschluss soll den Bürgerinnen und Bürgern bei Fragen zur Entnazifizierung oder auch allen anderen Themen der Familienforschung Unterstützung bieten: Beispielsweise wie helfen mir die alten Fotografien im Familienalbum bei der Erstellung meines Stammbaums weiter? Was steht auf dem alten Dokument meines Großvaters? Bei der Entrümpelung meines Dachbodens habe ich einen alten Gegenstand meiner Vorfahren auf dem Dachboden gefunden, was verrät er mir über ihr Leben und ihren Alltag? Wo haben meine Vorfahren in den Weltkriegen als Soldaten gekämpft? Wie unterstützt das Kreisarchiv die Recherchen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für Familien- und Heimatforschung interessieren? Welche Aufgaben hat ein Kreisarchiv?

Antworten auf die Fragen der Teilnehmenden gibt Dr. Marco Birn am Dienstag, 30. November 2021, von 19:30 bis 20:30 Uhr im Rahmen seiner öffentlichen Archivsprechstunde. Die Sprechstunde findet online statt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.