Laura Schradin

Laura Schradin


Biographie

7. September 1878 geboren als Tochter des Weingärtners Johannes Pfenning und der Wochenbettpflegerin Barbara Maria Künste.
Nach der Volksschule autodidaktische Weiterbildung und frühes Interesse an der Gewerkschaftsarbeit.

1897 Eintritt in die SPD
Ihre besonderen Anliegen sind das Frauenwahlrecht, das Kinderschutzprogramm und die Schulfrage.

1909 fordert sie in einem Manuskript unter der These "Wissen ist Macht", dass der Erwerb von Bildung und Erkenntnis "in die breiten Massen des Volkes verpflanzt werden müsse".

1910 Geburt der Tochter Hedwig

1916 Gründung von Kriegsflickstätten für Kriegerfrauen. Dabei werden auch Kurse im Nähen und Zuschneiden angeboten.

1919 Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung und erste weibliche Abgeordnete im württembergischen Landtag. Zur Vorbereitung schulentlassener Mädchen "auf ihren Beruf als Gattin, Mutter und Hausfrau" fordert sie die Weiterbildung der von Entlassung bedrohten Lehrerinnen zu Hauswirtschaftslehrerinnen.

1920 als Gemeinderätin Mitglied des Schulkuratoriums

1935 wegen des Vorwurfs der Parteibeleidigung zunächst zu dreimonatiger Haftstraße, die wegen Haftunfähigkeit ausgesetzt wird.

8. März 1937 stirbt sie nach einem Schlaganfall.

Politische Laufbahn

Voraussetzung: Frauenwahlrecht, 1918/1919

Die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland schlug am 12. November 1918 mit der Verkündung des durch die revolutionäre Bewegung eingesetzten Rates der Volksbeauftragten. Am 30. November 1918 trat in Deutschland das Reichswahlgesetz mit dem allgemeinen aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Kraft. Es war nun allen männlichen und weiblichen Personen ab 20 Jahren erlaubt, an einer gleichen und geheimen Wahl teilzunehmen. In der Wahlordnung für die verfassungsgebende württembergische Landesversammlung vom Dezember 1918 heißt es: "Wahlberechtigt sind alle Deutschen männlichen und weiblichen Geschlechts einschließlich der Militärpersonen, die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet haben [...]. Wählbar sind alle Wahlberechtigten, die am Wahltag seit mindestens einem Jahr Deutsche sind."

Laura Schradin als Landtagsabgeordnete, 1919

Zur Wahl der verfassungsgebenden Landesversammlung des Freien Württembergischen Volksstaats am 12. Januar 1919 stand Laura Schradin an 5. Stelle auf der Kandidatenliste der SPD. Im Landtag war die SPD mit 52 Mandaten, darunter vier Frauen, die stärkste Fraktion. Schradin gehörte dem Fraktionsvorstand ihrer Partei an und war in etlichen Ausschüssen aktiv. Das Mandat für die verfassungsgebende Landesversammlung 1919 bis 1920 sollte ihr einziges auf Landes- oder Reichsebene bleiben.

Laura Schradin als Landtagsabgeordnete, 1919
Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 302 Nr. 76

Vorgängerin der ersten demokratisch gewählten Kreistagsverordneten

Im November 1919 sowie Dezember 1922 wurde Laura Schradin durch den Gemeinderat Reutlingen jeweils für drei Jahre als eine von mehreren Stellvertretern der Mitglieder der Amtsversammlung Reutlingen - dem Vorgängergremium des Kreistags - gewählt.



Reutlinger Amtsblatt aus dem Jahr 1919
Stadtarchiv Reutlingen, Amtsblätter

Ausschnitt aus dem Reutlinger Amtsblatt aus dem Jahr 1919, hier: Wahlergebnisse der Abgeordneten zur Amtsversammlung. Laura Schradin wird als Stellvertreterin mit 27 Stimmen gewählt. 

Reutlinger Amtsblatt aus dem Jahr 1922
Stadtarchiv Reutlingen, Amtsblätter

Ausschnitt aus dem Reutlinger Amtsblatt aus dem Jahr 2022, hier: Wahlergebnisse der Abgeordneten  zur Amtsversammlung. Laura Schradin wird als Stellvertreterin mit 23 Stimmen gewählt.

Teilnahme Laura Schradins an der Bezirksratswahl, 1924

Zeitweise wurden die Protokolle von Sitzungen der Amtsversammlung auch im Druck veröffentlicht. Im Amtsversammlungsprotokoll vom 3. Juli 1924 ist die Bezirkswahl dokumentiert. Laura Schradin als Mitglied der Amtsversammlung - sie vertrat den Fraktionskollegen Jakob Kurz - erhielt eine Stimme und wurde nicht in den Bezirksrat gewählt.

Einladung zur Jubiläumsfeier der Frauenarbeitsschule, 1920

Zu dem - aufgrund des Ersten Weltkriegs verspätet begangenen -50-jährigen Schuljubiläum der Frauenarbeitsschule Reutlingen wurde Gemeinderätin Laura Schradin als Kuratoriumsmitglied der Schule eingeladen.

Nachleben

150 Jahre Laura-Schradin-Schule, 2018

Mit Kreistagsbeschluss vom 28. Juni 1993 wurde die Hauswirtschaftliche Schule Reutlingen nach Laura Schradin benannt.  Die künstlerischen Porträts Laura Schradins auf dem Titelblatt der Festschrift zum 150-jährigen Schuljubiläum gestalteten Schülerinnen.

Titelblatt der Festschrift 150 Jahre Laura-Schradin-Schule