Brigitte Tharin
Zu den Werken in der Kunstsammlung digital
Brigitte Tharin, 2020
Biographie
1945
geboren in Malchin, Mecklenburg
1967
Akademie für musische Bildung und Medienerziehung, Remscheid
1972 - 1974
Zwei Kinder
1983 - 1986
Studium Malerei, Freie Kunsthochschule, Nürtingen
seit 1987
Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland
1987 - 1989
Studium Kunsttherapie, Fachhochschule für Kunsttherapie, Nürtingen
1989
Diplom Kunsttherapie
lebt und arbeitet als freischaffende Malerin in Pliezhausen
Im Atelier, 2020
Die Asche ist zum zentralen Ausdrucksmittel meiner Malerei geworden. Es begegnen sich klassische Ölmalerei und Asche. Da prallen Welten aufeinander. Chaos und Zerstörung sind angesagt, denn das Charakteristische der Asche ist eben das Staubige, das Graue, das Erstickende. Naturgemäß wird die Malerei durch die Asche dunkel, düster und still. Selbst wenn ich die Farbigkeit wieder lauter, heller werden lassen, schwingt der zugrundeliegende Ascheton immer mit.
Was mittels der Farbe erblühen will, wird erst einmal durch die Asche zerstört. Die Unerbittlichkeit dieses grauen, poveren Pulvers hat meine Malerei ärmer gemacht. Mehr Grau statt Bunt. Mehr Fragen statt Antworten. Mehr Bildgrund, weniger Oberfläche. In manchen Bildern zeigt sich die Asche erhaben und machtvoll, in anderen wiederum führt sie einen unerlösten Kampf im materiellen Gemenge. Hier wird Malerei existentiell: Nach der Asche ist nie mehr vor der Asche.
Als ich vor 25 Jahren die Asche für meine Malerei entdeckte, stand ich inmitten von abgebrannten Olivenhaien auf der griechischen Insel Samos. Es hatte mal wieder gebrannt. Mit den verkohlten Oliven, die noch an den verbrannten Bäumen hingen, fing ich an zu zeichnen. Ihre schwarzen Kohlespuren wurden durch das enthaltene Olivenöl farbintensiver und auf dem Blatt konserviert. Bald versuchte ich ähnliches zu erreichen durch flächiges Auftragen von Asche und Olivenöl. Wieder zuhause im Atelier, mit einem Beutel Olivenasche, ersetzte ich das Olivenöl durch Ölfarben. Es begann ein langer "Ascheweg" und ich lernte due Nuancen der verschiedenen Aschen kennen. Denn Fichtenasche zum Beispiel reagiert anders auf Farbe und Material als Buchenasche.
Die Abwesenheit des Farbigen erfordert eine asketische Grundhaltung, um das Notwendige wahrzunehmen und auf die Bewegungen und Zustände der Stofflichkeiten sensibel zu reagieren. Je zurückgenommener der Gestaltungsimpuls, um so verdichteter erscheint die leere Fläche. Bei der Bergung verschütteter Farben wird der Arbeitsprozess langsamer und es gibt viele Momente des Stillstands. Passivität wird zu aktiven, schöpferischen Geisterhaltung, deren Energie das Geschehen beeinflusst.
Brigitte Tharin, Triptychon (2019)